30-Minuten-Porträt von Bildhauer Volkmar Kühn für MDR-Fernsehen

Es gibt keinen Bildhauer in Thüringen, der mit seinen Werken in der Öffentlichkeit präsenter ist als er: Volkmar Kühn aus dem ostthüringischen Wünschendorf. Seine charakteristischen und markanten Figuren und Figurengruppen prägen die Ortsbilder von Erfurt, Gera, Rudolstadt, Ilmenau, Greiz und Kloster Paulinzella. Und natürlich nicht zu vergessen: Kloster Mildenfurth, sein Wohnort, den er in den letzten Jahrzehnten zu einem Skulpturen-Park und einer historischen Galerie gemacht hat. Kühns Werk zeichnet sich dabei durch großes handwerkliches Können, eine unverwechselbare figurative Ästhetik sowie ein besonderes Wissen über die Tieranatomie aus. Und trotzdem, so sagte ein Kunstkritiker, wurde „der kleine große Mann von der Kunstwelt ein wenig vergessen“. Ein 30-Minuten-Porträt, das 2018 in der Sendereihe „Lebensläufe“ im MDR-Fernsehen ausgestrahlt wird, soll das ändern. Medienspezialist Daniel Baumbach wird im Auftrag des MDR-Landesfunkhaus Thüringen das Drehbuch schreiben und die Regie führen.

Volkmar Kühns Skulpturenpark

Die Ruine des alten Prämonstratenser-Klosters aus dem 12. Jahrhundert ist ein verwunschner Ort – vor allem durch die Skulpturen von Volkmar Kühn. Menschen mit Pferdeköpfen, Schlangenmenschen, Reiter zu Pferde, Bischöfe – alle androgyn, mit spitzen Nasen, langen Armen und Fingern, mit sparsamer Mimik und Gestik; manche durch Masken verhüllt, fast alle nackt und mit deutlich ausgeformten Geschlechtsteilen. Die lebensgroßen Bronzeplastiken ziehen den Betrachter in ihren Bann. Beim ein oder anderen Besucher rufen sie sicherlich auch Widerspruch hervor, wegen ihrer Nacktheit, wegen ihrer vielleicht auch etwas unheimlichen Aura. Doch die meisten Betrachter finden diese Skulpturen einfach einmalig, weil sie ausgewogen sind, zwischen natürlicher Figürlichkeit und einer künstlerischen Abstraktion.

Kloster Mildenfurth – Wohnort und Atelier

Kühn lebt seit 50 Jahren im und am ehemaligen Kloster, das im 16. Jahrhundert zu einem Schloß umgebaut, aber nie vollendet wurde. Es ist ein Gemäuer, das Bauhistoriker begeistert, sind doch hier verschiedene Baustile zu finden: späte Romanik, Gotik, Renaissance und DDR-Kargheit. Nach der Wende wurde viel gemacht: Große Teile des Geländes wurden freigelegt, das Dach erneuert, in Teilen auch die Fassade. Doch trotzdem schlummert das Objekt, das zur Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten gehört, noch im Dornröschenschlaf, weil es an Ideen und Geld für eine umfassende Nutzung fehlt.

In diese Lücke ist Volkmar Kühn mit seiner Kunst gestoßen. Er lebt und arbeitet mit seiner Frau Marita Kühn-Leibecher, ein Grafikerin und Papierkünstlerin, im ehemaligen Schweinestall direkt neben der mittelalterlichen Anlage. Seit Jahrzehnten kämpft er für deren Erhalt und Neunutzung und schafft durch seine Kunst Bezüge zur Vergangenheit, die sonst durch jahrhundertelange Überbauung, Umnutzung und Verfall nicht mehr erkennbar wären.

Kunst mit historischen Bezügen

Fast symbolhaft ist sein „Mildenfurther Kreuzmensch“, der am monumentalen Westportal der früheren Klosterkirche steht. Die Gestalt mahnt den Betrachter zum Innehalten und fordert ihn auf zum Dialog mit dem ehemals kirchlichen Ort. Seine Ästhetik bestimmt die Form der inhaltlichen Aussage, die mehrere Deutungsebenen zulässt. Auch die drei Mönche an der Mauer zum heutigen Schloßgebäude weisen auf die Klosterkirche hin, die zum Aus- und Umbau des Schlosses im 16. Jahrhundert abgebrochen wurde, von der man heute nur noch mit Blick auf den Grundriss die Ausmaße erahnen kann. Sie scheinen zu sagen: „Hier waren wir mal zu Hause, Kloster Mildenfurth war vor 500 Jahren noch ein Ort des Glaubens“.

Künstlerporträt fürs Fernsehen

Der 30-Minuten-Film von Daniel Baumbach soll Volkmar Kühns Lebensgeschichte erzählen – von den Anfängen vor über 70 Jahren im thüringischen Königsee, seiner frühen Neigung zur Kunst, seiner Ausbildung zum Keramik-Modelleur, seiner Arbeit als Tierpfleger im Leipziger Zoo, seinem späterem Kunststudium ebenfalls in Leipzig sowie der mittlerweile Jahrzehnte langen Arbeit als freier Künstler, der immer Auftragskunst ablehnte und nur schuf, was ihm wichtig erschien. Kühn ist ein eigenwilliger Charakter, der Tiere, wie seine Deutsche Dogge, über alles liebt, mit den Menschen und der Aufgeregtheit der Gegenwart oftmals aber weniger klarkommt. Seine Kämpfe mit der Denkmalpflege für eine Nutzung Mildenfurths im Hier und Jetzt werden genauso thematisiert, wie seine künstlerische Bedeutung und die Frage nach dem, was von ihm und seiner Kunst bleibt. Weggefährten, Kunstexperten und Sammler werden in dem Film zu Wort kommen. Es soll ein unterhaltsames Porträt eines Künstlers werden, der einer der ganz Großen im mitteldeutschen Raum ist, aber bisher nur wenig nationale und internationale Beachtung erfuhr.

Der Autor

Daniel Baumbach ist Diplom-Journalist und ausgebildeter Zeitungsredakteur. Seit 22 Jahren arbeitet er als freier Journalist hauptsächlich für den Mitteldeutschen Rundfunk (MDR). Mit seinem Label „Medienspezialist“ ist der Erfurter außerdem bundesweit als Produzent von Image-Filmen und Dokumentationen, Medientrainer, Moderator sowie Unternehmensberater tätig (Qualifikation und Berufspraxis).

 

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