Theater Nordhausen vor Generalsanierung

Neben Altenburg ist das Theater Nordhausen das letzte Theater in Thüringen, in das noch keine Euro-Millionen geflossen sind. Nun steht eine Generalsanierung des 100jährigen Gebäudes sowie die Errichtung eines Anbaus bevor. Den Großteil der geschätzten Gesamtkosten von 25 Millionen Euro wird wohl das Land übernehmen.

Rund um den Orchestergraben müssen Brandschutzexperten beide Augen zu drücken. So eng ist es hier, so viel steht herum: Regale mit Metallteilen für den Bühnenunterbau, große Pauken des Orchesters, ein rotes Sofa, das als Requisite auf der Bühne gebraucht wird. Eigentlich ist das hier der Fluchtweg fürs Orchester. Im Falle eines Brandes müssen bei großen Operninszenierungen oder Sinfoniekonzerten hier 56 Musiker schnell ins Freie. Doch uneigentlich müssen diese Flächen als Abstellflächen herhalten, weil sonst einfach kein Platz dafür ist hinter den Nordhäuser Kulissen.

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Intendant hat schlaflose Nächte

Intendant Daniel Klaijner sagt, diese Situation lasse ihn schlecht schlafen. Wenn etwas passiert, dann ist er verantwortlich für Mitarbeiter und Gäste des Theaters. „Wir sind da Grenzgänger. Aber wir versuchen natürlich das Höchstmögliche“, sagt er. Doch nicht nur die Brandschutzsituation ist eigentlich unhaltbar, auch die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter im Verwaltungs- und Werkstätten-Bereich. Hier stehen Requisitenkisten und Garderobenständer in den Gängen. Auch die sind natürlich Fluchtwege. In einem Räumchen, das vielleicht acht Quadratmeter groß ist, drängen sich bei Aufführungen fünf Assistenten. Ein Fenster gibt es nicht, auch nicht im überquellenden Requisitenraum direkt neben dem Bühneneingang, der auch noch die Teeküche und eine großen Warmwasserboiler beherbergt. Letzterer wurde erst kürzlich installiert, weil die Wasserleitungen 100 Jahre alt sind und eine Gefahr durch Keime droht. Damit sich die Tänzer beim Duschen nicht durch Legionellen verletzen, wurde der Wassererhitzer installiert.

Kritik von Förderverein und Stadt

All das seien unhaltbare Zustände, meinen die Chefin des Theater-Fördervereins Babara Rinke und Nordhausens Bürgermeisterin Jutta Krauth. Ganz dringend brauche das Theater Nordhausen eine Generalsanierung. „Und nicht stückwerkhaft, sondern komplett“, meint Barbara Rinke. „An erster Stelle stehen technische und brandschutzmäßige Neuerungen sowie bessere Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter. Aber wir brauchen auch mehr Platz.“

Bereits 2013 hatte der Förderverein eine Studie in Auftrag gegeben, in der das Theater Nordhausen, das am 29. September 1917 eröffnet wurde, auf Herz und Nieren geprüft wurde. Einen Anbau direkt ans Theaterhaus schlugen die Autoren vor – auf dem Platz, wo heute noch Autos parken und Transportcontainer voll mit Bühnenbauten abgestellt sind. Insgesamt fast 25 Millionen Euro werden nach Kostenschätzungen gebraucht, nicht nur für den Anbau mit Tiefgarage, auch für die Entkernung und Innensanierung des Bühnenhauses und des Verwaltungs- und Werkstättenbereiches. Mit den Kosten ist auch neue Bühnentechnik abgedeckt. Die Seilzüge, mit denen die Kulissen gesenkt und gehoben werden, stammen noch aus dem Eröffnungsjahr des Theaters, sind also genau 100 Jahre alt. „Damit sind moderne Inszenierungen mit schnellen Kulissenwechseln kaum mehr möglich“, sagt Intendant Daniel Klajner.

Millionen aus nächstem Doppelhaushalt

Doch die Zeit des langen Wartens und Improvisierens scheint nun vorbei. Das Thüringer Infrastrukturministerium hat in den Doppelhaushalt 2018/19 12 Millionen Euro für die Theatersanierung in Nordhausen eingeplant. Der Doppelhaushalt wird gerade beraten und Infrastrukturministerin Birgit Keller (Die Linke) ist optimistisch, dass die Fraktionen die Ausgaben für das Theater auch abnicken. „Schließlich ist das Theater Nordhausen neben Altenburg das einzige, in das noch keine Millionen geflossen ist“, so Keller. Der Ministerin, die aus Nordhausen kommt, liegt das Theater besonders am Herzen, wie sie sagt. Weitere Millionen könnten dann im nächsten Haushalt 2020/21 folgen.

Nordhausen hofft insgesamt auf eine Förderquote von 90 Prozent und will nun planungstechnisch loslegen. Bis Ende des Jahres soll die Raumstudie von 2013 überarbeitet sein, sagt Bürgermeisterin Jutta Krauth (SPD). Dann folge die europaweite Ausschreibung. Und ab Mitte nächsten Jahres könnte mit dem Anbau begonnen werden. In einer neugegründeten Arbeitsgruppe, die alles vorbereiten soll, sind neben Vertretern aus Theater, Stadt und Förderverein auch Vertreter der Stadtratsfraktionen vertreten. „Wir Nordhäuser schaffen das“, sagt Fördervereinschefin Barbara Rinke. „Denn unser Theater ist mehr als ein Theater. Es ist für die Region eine Institution, mit der sich die Menschen identifizieren.“

Der Autor

Daniel Baumbach ist Diplom-Journalist und arbeitet seit 22 Jahren als freier Journalist in Thüringen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Mit seinem Label Medienspezialist ist der Erfurter außerdem seit Jahren bundesweit als Produzent von Imagefilmen, Medientrainer, Veranstaltungsmoderator und Unternehmensberater tätig (Berufspraxis).

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