Auftreten vor der Kamera

Ein Kamerateam oder ein Video-Blogger kündigen sich an für ein Interview. Inhaltlich sollten Sie überlegen, was der Reporter fragen könnte und was Sie darauf antworten werden? Was ist meine Botschaft, und wie bringe ich sie auf den Punkt? Für das Interview gilt es aber auch einige optische Dinge zu beachten. Denn beim Fernsehen/Video sollen laut Untersuchungen beim Betrachter/Zuschauer 75 Prozent Optik und (leider) nur 25 Prozent Inhalt ankommen.

1. Was ziehe ich an?

Die wichtigste Grundregel in punkto Klamotten lautet: Trage das, worin Du Dich wohl fühlst! Denn wer sich für den Auftritt vor der Kamera verkleidet – z. B. mit Krawatte, die er sonst nie trägt – der fühlt sich unwohl und hat einen Stressfaktor mehr. Also, tragen Sie Sachen, die sie gewohnt sind, in denen Sie sich gut fühlen und sicher.

Ungeeignet allerdings sind weiße Hemden oder weiße Kleider. Denn die können dazu führen, dass Ihr Gesicht nicht korrekt belichtet wird und viel zu hell aussieht. Und da es bei einem Interview immer auf das Gesicht des Gesprächspartners ankommt – so wird auch immer auf den Augen scharf gestellt und nicht auf der Nasenspitze oder Brille – sollte kein Weiß den natürlichen Teint überstrahlen. Weiße Hemden oder Blusen sind in Ordnung, wenn ein farbiges Sakko oder ein Blazer die großen Weiß-Flächen überdecken. Ansonsten eignen sich gedeckte Farben, gern auch Pastelltöne.

Für ein Interview im Fernsehstudio sollten Sie vorher erfragen, ob dieses vor einer Blau- oder Grünwand (Blue- oder Greenbox) aufgezeichnet wird. Falls ja, dann dürfen Sie bei einer Blauwand kein Blau und bei der Grünwand kein Grün anziehen. Ansonsten wird Ihre Garderobe unsichtbar, und das Bild mit Ihnen sieht fehlerhaft aus. So werden Sie nicht vor die Kamera kommen. Sie müssen sich dann umziehen. Und Sie können nur hoffen, dass es in dem Fernsehsender eine gut sortierte Garderobe mit Ihnen passender Kleidung gibt!

Ein ganz wichtiger Störfaktor beim Fernseh- bzw. Videobild ist auch der so genannte Moiré-Effekt – sowohl im Studio, als auch außerhalb. Dieser bezeichnet ein scheinbar grobes Raster, das dadurch entsteht, dass sich feinere Raster überlagern. Das Bild scheint zu flimmern. Die Gefahr besteht grundsätzlich bei kleinkarierten oder fein gestreiften Mustern auf der Kleidung. Deshalb: Tragen Sie vor der Kamera eher einfarbige Kleidung ohne kleine Muster. Dann kann auch nichts flimmern. Große Muster sind auch nicht ideal, wenn Sie zu ausgefallen sind und damit von Ihrer Aussage ablenken. Daniel Baumbach interviewt Kostümbildnerin und Fernsehmoderator zur Klamottenfrage.

2. Schminken oder nicht schminken?

Die Frage ist mit einem klaren Ja zu beantworten. Auch Männer sollten sich nicht scheuen, Puder zu benutzen! Denn ein glänzendes Gesicht lenkt den Zuschauer meist nicht nur gewaltig von der Aussage des Interviewten ab, es sieht auch einfach unschön aus. Und je mehr Scheinwerfer von den Technikern für das Interview aufgestellt werden, umso wichtiger ist der Griff zum Puderschwamm. Nasenspitze, Stirnpartie, Kinn – und bei Männern auch die Geheimratsecken oder Stirnglatze – sollten unbedingt mattiert werden mit Puder, der zur Gesichtsfarbe passt. In Kosmetikfachgeschäften können Sie sich beraten lassen, welches Produkt das Richtige für Sie ist.

Abzuraten ist allerdings von einem „Überschminken“! Zu viel des Guten beim Make-up wirkt für den Betrachter/Zuschauer ablenkend. Eventuell untergraben knallroter Lippenstift, extra lange Wimpern oder vom Kajal-Stift dick umrandete Augen auch die Glaubwürdigkeit. Also, weniger ist da mehr! Der Gang vor die Kamera ist eher vergleichbar mit einem Geschäftsmeeting als mit einer Abendgala. Dementsprechend sollten Sie auch Ihr Make-up gestalten (Daniel Baumbach interviewt Maskenbildnerin und Fernsehmoderator zum Schminken fürs Fernsehen.).

3. Wohin schaue ich während der Aufnahme hin?

Der Fernsehstandard ist links oder rechts neben die Kamera zu schauen – je nachdem, wo der fragende Reporter steht. Wer diesen Standard erfunden hat? Keine Ahnung, auf jeden Fall ist er sehr alt. Lediglich Politiker schaffen es häufig nicht, sich daran zu halten. Wenn sie ihr Wahlvolk ansprechen wollen, dann blicken sie während eines Interviews direkt in die Kamera, obwohl sie es eigentlich nicht sollen.
Da sie aber als höfliche Menschen auch den Fragesteller anschauen wollen, kommt es dann meist zu dazu, dass Politiker abwechselnd neben und in die Kamera schauen. Das ist für die Zuschauer sehr irritierend. Wo schaut er/sie denn hin, fragen sie sich dann zu recht.

Es gibt nur eine Ausnahme, bei der Interviewte direkt in die Kamera schauen. Das ist das so genannte Schaltgespräch. Wenn ein Moderator/eine Moderatorin aus dem Studio die Fragen stellt und der Gesprächspartner von außen zugeschaltet wird. Dann schaut der Interviewte direkt in die Linse und versucht diesen Blick auch zu halten, was meist einfacher klingt, als es ist. Denn das Kameraobjektiv ist nun mal ein „Einauge“, das emotions- und regungslos jede Aussage entgegennimmt und mimisch keine Hilfestellungen gibt.

Der Medientrainer

Medienspezialist Daniel Baumbach gibt seit Jahren Medientrainings und Seminare (Leistungen). Der Erfurter ist von der Steinbeis-Hochschule Berlin zertifizierter Medientrainer (Certified Media Trainer) und nach DVWO-Standards ausgebildeter Trainer. Daniel Baumbach ist Mitglied im Bundesverband der Medientrainer in Deutschland (Trainerprofil), der sich für qualitativ hochwertige und nachhaltige Medientrainings einsetzt (BMTD).

Durch seine mittlerweile 20jährige freie Tätigkeit beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) als Reporter, Autor, Moderator und Nachrichtenredakteur hat er einen großen Erfahrungsschatz im aktuellen Fernsehbereich, den er in seinen Medientrainings einbringt (Berufspraxis). Als ausgebildeter Zeitungsredakteur und diplomierter Journalist hat Daniel Baumbach das Journalistenhandwerk von der Pike auf gelernt (Qualifikation).

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