Mit dem Handy Videos produzieren

Die Kameras von modernen Handys – oder besser Smartphones – haben mittlerweile eine solche Qualität erreicht, dass sie problemlos zum Filmen hochwertiger Videos genutzt werden können. Die Bildqualität der Handy-Videos reicht dabei bis zu Ultra-HD bzw. 4 K. Genug Licht vorausgesetzt ist das deutlich besser als aktuelle HD-Fernsehbilder. Heißt: Hochwertige Videokameras braucht es im Privatgebrauch, aber auch im semi-professionellen Bewegtbild-Bereich, in dem sich Social-Media-Manager, Presse- und Öffentlichkeitsarbeiter sowie PR-Mitarbeiter bewegen, eigentlich nicht mehr. Auch hochgerüstete Schnittplätze mit aufwendigen und komplizierten Schnittprogrammen sind für die „Alltags-Videoclips“ längst passé. Mit dem Smartphone aufgenommene Bilder können dank schneller Prozessoren und gut ausgestatteter Schnitt-Apps (fast) kinderleicht zusammengefügt und bearbeitet werden. Man muss nur wissen, wie es geht und einige Grundregeln beachten – genauso wie beim Drehen der Bewegtbilder. Deshalb hier einige Tipps, wie Sie hochwertige Smartphone-Videos produzieren können.

1. Bildgestaltung

Für gute Videos müssen Sie wie für gute Fotos ran ans Motiv. Vor allem bei der Smartphone-Videografie ist das das A und O. Denn der Zoombereich ist sehr eingeschränkt, das Bild wird ganz schnell matschig. Also, haben Sie keine Angst davor, als Videofilmer wahrgenommen zu werden! Filmen Sie Format füllend, denn der Schnitt kann es später nicht oder nur sehr schwer richten! Von wegen, ich halte mal drauf und schau dann im Schnitt, was dabei rausgekommen ist – das funktioniert nicht!

Versuchen Sie beim Filmen zwischen verschiedenen Einstellungsgrößen zu variieren (supernah, nah, halbnah,  halbtotal, total, supertotal). Vor allem die nahen Bilder sind das Salz in jeder Videosuppe. Sie machen einen Clip spannend und emotional. Nichts ist langweiliger als ein Videoclip, in dem ein totales Bild ans andere geschnitten wird. Nach alten Fernseh-Schnittregeln sind gleiche Einstellungsgrößen auch gar nicht schneidbar. Totale auf Totale „springt“ für unsere Augen, wirkt wie ein Bildfehler. Allenfalls Blenden können diesen „Spring-Effekt“ etwas glätten.

Genauso wie bei einem Foto sollten auch beim Video schöne Bilder „komponiert“ werden. Dazu eignet sich der „Goldene Schnitt“. Nach dieser bekannten Regel wird das Bild in drei ungefähr gleichgroße Teile eingeteilt. Und das Bild ist immer dann besonders gefällig fürs Auge, wenn es eine zwei Drittel/ein Drittel-Teilung im Bild gibt. Die Teilung kann horizontal, als auch vertikal angeordnet sein, in totalen Bildern genauso wie in nahen. Mit ein bisschen Übung werden Sie den „Goldenen Schnitt“ irgendwann automatisch beachten und Ihr Bild so komponieren.

2. Bewegte Bilder

Man kann mit jeder Kamera, also auch mit dem Smartphone, jede Szene in einzelne Bilder zerlegen. Wenn zum Beispiel ein Protagonist am Schreibtisch sitzt und am Computer arbeitet, dann kann diese Szene in fünf, sechs Einzelbilder aufgelöst werden: halbtotal – Mann am Schreibtisch sitzend, nah – Finger auf Tastatur, supernah – Augen des Mannes, halbnah – Mann im Anschnitt vor Computer sitzend und nah – Details aus dem Computermonitor. Das Zerlegen von einer Szene in Einzelbilder ist Standard für jeden Kameramann. Jeden Tag wird es zigfach für Fernseh- und Videobeiträge praktiziert.

Wenn Sie mit dem Smartphone filmen, haben Sie aber auch die Möglichkeit, solch eine Szene bewegt aufzunehmen. Wegen seines Gewichts und seiner Handlichkeit, ist ein Handy für bewegte Kameraführung prädestiniert. Z. B. können Sie die Szene mit einer Nahaufnahme der Finger auf der Tastatur beginnen, dann gehen Sie mit der Kamera zurück, das Bild öffnet sich. Sie sehen, dass da ein Mann vor dem Computer sitzt und schreibt. Die Kamera fährt nun nah an sein Gesicht ran, dreht sich und fährt leicht zurück, so dass der Mann im Anschnitt und auch der Computer zu sehen ist. Dieses Bild ist halbtotal. Als letzten Schritt fährt die Kamera an den Bildschirm heran und bleibt in einer Naheinstellung stehen. Das Ganze ist eine durchlaufende Szene von 15-20 Sekunden. Der große Vorteil für Sie ist, Sie müssen die Szene nicht aufwendig schneiden, wie es bei Einzelbildern notwendig wäre. Nachteil allerdings, die Szene ist so lang wie sie ist. Nachträglich kann sie nicht mehr gekürzt werden. Um solch eine bewegte Kameraführung nicht zu verwackeln, bietet sich ein Handy-Gimbal an. Das ist eine moderne Handyhalterung mit integrierten Bildstabilisatoren. Diese gleichen Ihr ganz normales Wackeln automatisch aus.

3. Bildmanagement

Einfach drauflos filmen ist ok, birgt aber die Gefahr in sich, dass Sie im Videoschnitt dann im Material „ersticken“. Deshalb macht es Sinn, wenn Sie sich genau überlegen, welche Bilder brauche ich und welche nicht? Wichtig ist auch, dass Sie die einzelnen Szenen nicht ewig aufnehmen. Sondern: Motiv suchen, Kamera anschalten, bei einem unbewegten Motiv maximal zehn Sekunden anlassen, Kamera wieder aus. Dann haben Sie einen handhabbaren Clip, den Sie auf drei, vier Sekunden einkürzen können. Nichts ist schlimmer, als wenn Sie einzelne Videoclips von mehreren Minuten Länge haben und diese dann in der Smartphone-Schnitt-App auf die Timeline schieben. Sie verzweifeln! Denn der Bildschirm kann nur – je nach Größeneinstellung – 20-40 Sekunden der Timeline anzeigen. Ein ewiges, nerviges Hin-und-Her-Scrollen ist die Folge. Ein weiterer Tipp: Wenn Sie wirklich mal längere Clips haben, dann kürzen Sie diese doch vor Schnittbeginn ein. Jedes moderne Handy hat die „Trimm-Software“ in sich.

Der Medientrainer

Medienspezialist Daniel Baumbach gibt seit Jahren Medientrainings und Seminare – u. a. für die Videoproduktion mit dem Smartphone bzw. Videoreporter-Seminare (Leistungen). Der Erfurter ist von der Steinbeis-Hochschule Berlin zertifizierter Medientrainer (Certified Media Trainer) und nach DVWO-Standards ausgebildeter Trainer. Daniel Baumbach ist Mitglied im Bundesverband der Medientrainer in Deutschland (Trainerprofil), der sich für qualitativ hochwertige und nachhaltige Medientrainings einsetzt (BMTD).

Durch seine mittlerweile 20jährige freie Tätigkeit beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) als Reporter, Autor, Moderator und Nachrichtenredakteur hat er einen großen Erfahrungsschatz im aktuellen Fernsehbereich, den er in seinen Medientrainings einbringt (Berufspraxis). Als ausgebildeter Zeitungsredakteur und diplomierter Journalist hat Daniel Baumbach das Journalistenhandwerk von der Pike auf gelernt (Qualifikation).

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