MDR-Reportage über Erfurter Andreasviertel gestern und heute

Die Abrissbagger standen schon, hatten an manchen Stellen ihr Werk schon vollbracht. Ende der 80er Jahre wurde in Erfurt begonnen, große Teile des mittelalterlichen Andreasviertels abzureißen für den Bau einer Ringstraße und innerstädtischen Plattenbau.

Haus in der Weissen Gasse 1991

Haus in der Weissen Gasse 1991

Ein Dorf mitten in der Großstadt

Ein Dorf mitten in der Großstadt

Heute ist das Quartier ein hochbegehrtes Wohngebiet: nahe dem Domplatz, mit liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern, extravaganten Architekturbauten, kleinen Gärten und gemütlichen Innenhöfen. Ein modernes Dorf inmitten der Großstadt. Wer heute durch das Andreasviertel schlendert, kann sich kaum vorstellen, dass hier gerade einmal vor 20 Jahren großflächiger Verfall das Bild prägte, mit Häusern, die eher Ruinen waren als Wohnstätten.

In seiner 30minütigen Reportage „Gerettet in letzter Sekunde – Erfurts Andreasviertel wird 20“ erzählt Medienspezialist Daniel Baumbach die Geschichte der Rettung des Quartiers kurz vor und nach der politischen Wende 1989. Zeitzeugen kommen zu Wort, die sich ab 1987 in einer Bürgerinitiative engagierten, die die Erfurter Bevölkerung wachrüttelten, die den Bürgerwall organisierten gegen die Bagger – erfolgreich.

Buntes Fassaden prägen das Andreasviertel

Buntes Fassaden prägen das Andreasviertel

Dieses bürgerschaftliche Engagement war damals nicht einfach. Nicht nur, dass Repressalien durch die DDR-Staatsmacht drohten, auch die meisten Erfurter hatten kein großes Interesse am „Blechbüchsenviertel“, wie sie es nannten. Der Wohnkomfort mit Bad und Fernheizung und Plattenbau war  heiß begehrt, der Erhalt eines denkmalgeschützten Viertels war nur ein untergeordnetes städtebauliches Ziel. Die DDR-Bauindustrie war nicht auf Sanierung und Instandhaltung ausgerichtet, wie ein Mitarbeiter des damaligen Bauamtes im Film erzählt.

Medienspezialist Daniel Baumbach erzählt als Autor und Regisseur aber auch die kleinen Geschichten

Blick in die Weisse Gasse zum Georgsturm

Blick in die Weisse Gasse zum Georgsturm

 

der Bewohner des Viertels: von alten Leuten, die ihr marodes Haus an die Stadt verkaufen mussten und im Plattenbau glücklich wurden, von Zimmerleuten, die in der Mangelwirtschaft vom Material der Abrisshäuser profitierten und von der Rettung vor mehr als einer mittelalterlichen Bohlenstube.

Die Erstaustrahlung von „Gerettet in letzter Sekunde – Erfurts Andreasviertel wird 20“ war am 10.06.2009 in der MDR-Sendereihe „Thüringen Exklusiv“.

 

 

 

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